Gesundheit

Die Kraft der Selbstheilung: Aktivieren Sie Ihren inneren Arzt

Beitrag wurde erstellt von:
Dunja Rieber

Die beste Medizin steckt in uns selbst. Das Wunderbare: Mit der richtigen Ernährung, Entspannung und etwas Bewegung können wir unsere innere Heilkraft stärken. Was Sie dafür tun müssen, erfahren Sie hier. 

In jedem von uns stecken Selbstheilungskräfte. Und die sind kein seltenes Wunder. Permanent – in jeder Sekunde – repariert und erneuert sich unser Körper. Enzyme reparieren Schäden an fehlerhaftem Erbgut, Zellen teilen sich und Schadstoffe werden ausgeleitet. All das passiert ganz ohne unser Zutun. Manchmal können wir sogar zuschauen, wie sich unser Körper heilt, z. B. wenn wir uns in den Finger geschnitten haben: Es blutet und nach einiger Zeit verschließt sich die Wunde, bis sie schließlich nach einigen Tagen komplett verheilt ist. Unser innerer Arzt bekämpft auch lästige Erreger und lässt sogar gebrochene Knochen wieder zusammenwachsen.

Die Medizin behandelt, die Natur heilt

Schon von Hippokrates ist überliefert: Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt. Das heißt nicht, dass jede Krankheit besiegbar ist, aber viele unterschätzen zu welchen Leistungen unser eigener Körper fähig ist. Dazu muss er aber bestmöglich unterstützt werden.

Heilung von innen

Lange wurde die Fähigkeit unseres Körpers zur Selbstregeneration unterschätzt und nicht ernst genommen. Doch mittlerweile nimmt das Bewusstsein für unsere Selbstheilungskräfte glücklicherweise wieder zu. Und auch Mediziner erkennen, dass der Einfluss, den wir auf unsere Gesundheit nehmen können, enorm ist – teilweise sogar größer als der der Medizin selbst.

Schon in den 1960iger Jahren konnte Harvard-Professor Herbert Benson zeigen, dass bereits einfache Entspannungsübungen den Blutdruck senken – ganz ohne Nebenwirkungen. Bei nur leicht erhöhten Werten könnten schon Entspannungsmethoden alleine ausreichen.

Stress abbauen: Voraussetzung für Selbstheilung

Mittlerweile verstehen Mediziner immer besser, wie Psyche und Körper zusammenhängen. Wer beispielsweise dauerhaft unter Stress steht, ist viel häufiger erkältet (Dhabhar: Immunol Res. 2014 May;58(2-3):193-210). Das belegen Studien des neuen Forschungsgebiets der Psychoneuroimmunologie. Auch Menschen, die dauerhaft unter Ängsten und Sorgen leiden, sind anfälliger für Krankheiten (Tully et al.: Psychol Med. 2015 Oct;45(14):2909-20). Umgekehrt gilt es als erwiesen, dass die Zufriedenheit optimistischer, ausgeglichener Menschen dagegen wappnet. Auch ein gutes soziales Netzwerk erhöht unsere Stresstoleranz, da das Bindungshormon Oxytocin die Ausschüttung von Stresshormonen bremst (Chin et al.: Psychoneuroendocrinology. 2018 Apr;90:102-109).

Die Placebo-Forschung hat gezeigt, dass durch mentale Prozesse wie Erwartung, Hoffnung und Glauben in unserem Gehirn Endorphine und Dopamin ausgeschüttet werden. Endorphine werden als körpereigene Schmerzmittel bezeichnet, Dopamin steuert als Glückshormon unsere Stimmung. Mit unserem Innenleben können wir also körperliche Vorgänge beeinflussen – im negativen, wie im positiven Sinn.

Den inneren Arzt stärken mit diesen Entspannungstipps für den Alltag:

  • Einige Minuten innehalten Stresshormone wie Cortisol wirken sich negativ auf unsere Gesundheit aus. Yoga oder Meditation können uns beim Abschalten helfen. Gönnen Sie sich täglich eine kurze Entspannungspause von 5 bis 10 Minuten.
  • Schlafen Sie gut Vor allem in der Nacht regenerieren sich unsere Zellen. Wer unter der Woche zu wenig schläft, sollte am Wochenende einige Stunden Schlaf nachholen.
  • 10.000 Schritte am Tag Bewegung erhöht die Durchblutung und damit auch die Sauerstoffversorgung unserer Zellen. Es muss kein anstrengender Dauerlauf sein. Schon 20 Minuten Spazierengehen sind wertvoll für unsere Gesundheit.

Unsere Zellen: Wir tragen die Anlagen zur Selbstreparatur in uns

Neben der Psyche gibt es noch einen weiteren Faktor, der für unser körperliches Wohlbefinden entscheidend ist: Die Gesundheit unserer Zellen.

Wissenschaftler konnten mehr als 200 verschiedenen Zelltypen identifizieren. Das Prinzip der Selbstheilung ist ein Grundgesetz all unserer Zellen. Pro Sekunde sterben etwa 50 Millionen von ihnen ab, gleichzeitig entstehen ebenso viele neue. Vor allem durch ihre ständige Regeneration bleiben unsere Zellen – und damit unser Körper – intakt. Dabei kann jede Zelle für sich allein nicht viel ausrichten. Sie funktionieren nur im Verbund. Treffen beispielsweise die Zellen der Atemwege auf schädliche Substanzen aus Abgasen, beginnt eine ganze Kaskade von Stoffwechselvorgängen, um weitere Schäden zu verhindern. Enzyme, Proteine und Zellen sind dabei perfekt aufeinander abgestimmt – und sie lassen sich beeinflussen: Durch unsere Ernährung. Denn je besser unser Körper mit den Stoffen versorgt ist, die unsere Zellen zum Funktionieren benötigen, desto reibungsloser laufen die Regenerations-Prozesse ab.

Zellen lieben ausgewogenes Essen

Um unsere Zellen fit zu halten, sollten wir sie gut ernähren. Einige Vitamine und Spurenelemente haben dabei teilweise auf hunderte von Stoffwechselvorgängen Einfluss.

Zink ist Bestandteil zahlreicher Enzyme, Hormone und Rezeptoren und ist an der Bildung unserer Nukleinsäuren (Bausteine unserer Erbsubstanz) während der Zellteilung beteiligt. Außerdem benötigen unsere Zellen Eisen und Magnesium, die ebenfalls eine Funktion bei der Zellteilung haben. Magnesium aktiviert zudem rund 300 Enzyme, die zu einem normalen Energiestoffwechsel beitragen.

Antioxidantien wehren freie Radikale ab, die durch UV-Strahlung und Umweltgifte entstehen. Zu den Antioxidantien zählen z.B. Vitamin E und Vitamin C. Aus dem Spurenelement Selen bildet unser Körper das Entgiftungssystem Glutathion-Peroxidase, das ebenso dazu beiträgt, unsere Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.

Gegen manche Krankheiten können wir „anessen“

Einige Menschen haben stärkere Widerstandskräfte als andere. Sie erkranken seltener, stecken sich seltener an und überwinden viele Erkrankungen auch ohne ärztliche Hilfe. Ein Teil dieser Heilkraft geht sicherlich auf unsere Psyche und auf genetische Faktoren zurück. Eine weitere Schaltstelle ist aber auch unsere Ernährung.

War die Ernährung noch vor einigen Jahren in der medizinischen Praxis im Gegensatz zu Medikamenten und Operationen Nebensache, bezweifelt heute kaum ein Mediziner mehr die heilsame Kraft unseres Essens. Auch wenn medikamentöse Therapien unumgänglich sind, ist die Ernährung trotzdem ein wichtiger Baustein.

Mit der richtigen Ernährung die Selbstheilungskräfte aktivieren

Wie stark der Einfluss unserer Ernährung auf unsere Gesundheit sein kann, zeigt das Beispiel Diabetes. Leider bedeutet die Diagnose immer noch viel zu oft, ein Leben lang Tabletten einzunehmen oder Insulin zu spritzen. Viele könnten allerdings ohne oder mit weniger Medikamenten auskommen, wenn sie ernährungsmedizinisch besser betreut wären. Das gleiche gilt für viele andere Beschwerden – von Bluthochdruck, über Hormonstörungen, bis hin zu Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Rheuma oder Wechseljahresbeschwerden.

Bluthochdruck

Liegen die Messwerte über 14o zu 90, spricht man von Bluthochdruck. Mit einem einfachen Speiseplan können Patienten ihren Blutdruck im Schnitt um 6,94 mmHg (syst.) bzw. 3,54 mmHg (diast.) senken: viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Fisch, Nüsse und pflanzliche Öle. Das belegt eine groß angelegte Studie (Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2014). Eine solch ausgewogene Ernährung enthält wenig Salz und dafür reichlich Vitamine, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe und Omega-3-Fettsäuren. Auch auf salzhaltige Fertiggerichte und Wurst sollte verzichtet werden.

Diabetes Typ 2

Bei Diabetes Typ 2 ist die Aufnahme des Blutzuckers in die Zelle gestört. Das Spurenelement Chrom kann hier helfen: Es kann die sogenannte Glukosetoleranz verbessern und trägt so zu einem normalen Blutzuckerspiegel bei. Chrom steckt z. B. in Leber, Ei, Tomaten, Kopfsalat und Pilzen. Patienten profitieren von einer betont pflanzlichen Ernährung mit viel Gemüse, Früchten, Olivenöl, Nüssen, Vollkorn und Hülsenfrüchten. Die Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass die darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sowie Ballaststoffe die Insulinempfindlichkeit der Patienten verbessern (Schwingshackl et al.: Eur J Epidemiol. 2018).

Schilddrüse & Hormone

Die Ernährung ist auch für die Schilddrüse wichtig. Das kleine Organ hat einen großen Einfluss auf unseren ganzen Körper. Setzt sie zu viele oder zu wenige Schilddrüsenhormone frei, spüren wir das deutlich. Speziell das Spurenelement Jod aus Seefisch, Brokkoli oder Spinat ist an einer normalen Schilddrüsenfunktion beteiligt. Ebenfalls wichtig: Selen. Als Bestandteil eines Enzyms im Schilddrüsenstoffwechsel trägt es zu einer normalen Schilddrüsenfunktion bei. Selen steckt in Fisch, Vollkorn und Paranüssen. Vitamin B6 trägt zur Regulierung der Hormontätigkeit bei. Zink hilft bei der Erhaltung eines normalen Testosteronspiegels.

Herz-Kreislauf-System

Eine mediterrane Ernährung steht in der Medizin für reichlich Gemüse und Hülsenfrüchte, Obst, viel Fisch und gesundes Pflanzenöl und wenig Fleisch, Wurst und Zucker. Forscher fanden heraus, dass damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen effektiv gesenkt werden kann (Martinez-Gonzales et al., 2015). Sie vermuten, dass dieser Schutz-Effekt auf den in der mediterranen Kost enthaltenen Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien (z. B. Vitamin C und E) beruht (Ros et al., 2014). Auch Knoblauch kann einen positiven Einfluss haben (Varshney & Budoff, 2016).

Wissenschaftlich belegt ist auch, dass Folsäure, Vitamin B6 und B12 zu einem normalen Homocystein-Stoffwechsel beitragen. Zu viel Homocystein im Blut ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Schaffer et al., 2014).

Prävention und Zellschutz

Oxidativer Stress entsteht im Körper durch zu viele freie Radikale, z. B. durch Rauchen oder UV-Strahlung. Wie oxidativer Stress funktioniert, kann jeder bei angeschnittenen Äpfeln beobachten, die sich rasch braun verfärben. Beträufelt man die Apfelschnitze mit Vitamin-C-reichem Zitronensaft behalten sie ihre Farbe. Wegen ihrer hohen Aggressivität können die freien Radikale auch die Grundbausteine unserer Zellen angreifen und schädigen. Antioxidantien, wie Vitamin C, Vitamin E, Selen und Zink wirken als Gegenspieler der freien Radikale und schützen die Zellen.

Immunsystem

Vitamin C ist ein wichtiger Teil unserer Immunabwehr, das wissen viele. Aber auch Vitamin B6, B12, Vitamin D, Eisen, Selen, Kupfer und Folsäure sind wichtig für eine normale Immunabwehr. Sie möchten mit der richtigen Ernährung etwas für Ihr Immunsystem tun? In einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung sind all diese Stoffe enthalten.

Knochen & Gelenke

Mittlerweile wissen Mediziner, dass unsere Knochen und Gelenke auf eine ganze Bandbreite an Nährstoffen angewiesen sind: So sorgt Vitamin D für eine gute Aufnahme und Verwertung von Kalzium. Auch Vitamin K, Magnesium, Zink und Mangan spielen im Knochenstoffwechsel eine wichtige Rolle. Wichtig für unsere Gelenke: Vitamin C unterstützt die Kollagenbildung für eine normale Knochen- und Knorpelproduktion.

Säure-Basen-Haushalt

Viele eiweißreiche tierische Lebensmittel wie Wurst, Käse, Fleisch und Eier übersäuern den Körper. Zink wirkt basisch und trägt zu einem normalen Säure-Basen-Haushalt bei. Viel Zink steckt z. B. in Spinat, Rosenkohl, Kartoffeln, Haferflocken und Nüssen. Müssen die Nieren dauerhaft gegen zu viele Säuren ankämpfen, kann sich das auch an einem erhöhten Level an Stresshormonen im Blut bemerkbar machen (Esche et al., 2016) – Stresshormone wiederum schwächen unseren inneren Arzt.

Gesundheit: Ein Zusammenspiel von drei Faktoren

Viele Mediziner plädieren mittlerweile dafür, die Selbstheilungskräfte als festen Bestandteil der Medizin und nicht als Alternative zu sehen. Der Kardiologe Herbert Benson prägte das Bild eines dreibeinigen Stuhls: Eine ganzheitliche Medizin fußt demnach einerseits und vor allem auf dem, was wir selber für unsere Gesundheit tun können. Das zweite Stuhlbein ist der Arzt, der ergänzt, wenn die Selbstheilungskräfte an ihre Grenzen kommen. An dritter Stelle steht die rein medikamentöse Therapie in Fällen, in denen es ohne Medikamente nicht geht. Hören Sie also ruhig öfter auf den Rat Ihres inneren Arztes. Wenn wir lernen auf das zu achten, was uns wirklich guttut, ist schon ein großer Schritt getan, um unseren Körper zu stärken und zu schützen.

Intervallfasten – Urlaub für unsere Zellen

Der Japaner Yoshinori Ohsumi hat für seine Erkenntnisse zur Autophagie beim Fasten den Nobelpreis bekommen. Die Autophagie wird auch als „Müllabfuhr der Zellen“ bezeichnet und ist einer der gesündesten Prozesse im Körper.

Fasten gilt in der Naturheilkunde seit jeher als Jungbrunnen, wurde jedoch lange Zeit von der Schulmedizin als altertümlicher Brauch abgetan. Seit den Entdeckungen des japanischen Zellbiologen Yoshinori Ohsumi hat sich das Thema Fasten zu einem eigenständigen Forschungsgebiet entwickelt.

Nicht essen ist eine erstaunliche Medizin

Im Jahr 2016 bekam Oshumi für die Entdeckung der Gene, die zur Autophagie in den Zellen führen, den Nobelpreis. Die Autophagie ist ein Aufräummechanismus unserer Zellen, der durch Fasten in Gang gesetzt wird. Alter und teilweise beschädigter „Zellmüll“ wird beseitigt und recycelt – unsere Zellen reinigen sich damit selbst.

Dabei müssen wir nicht einmal komplett auf Nahrung verzichten. Auch kürzere Fastenphasen bringen viel. Zum Einstieg eignet sich das Intermittierende Fasten besonders gut, bei dem Sie täglich lediglich einige Stunden auf das Essen verzichten und den Großteil der Fastenzeit verschlafen. Bei der bekanntesten Form des Intermittierenden Fastens verzichtet man 16 Stunden lang auf Essen, acht Stunden lang darf man Nahrung zu sich nehmen. Der Clou daran ist, dass die Fastenphase in die Schlafenszeit gelegt wird: Man fastet beispielsweise von 20 Uhr bis 12 Uhr am darauffolgenden Tag, was bedeutet, dass man das Frühstück auslässt. Von 12 Uhr bis 20 Uhr darf man essen, was man möchte. Natürlich kann man die Phasenabfolge beliebig legen, also auch so, dass man auf sein Abendessen verzichtet. In jedem Fall ergibt sich eine tägliche Fastenphase von 16 Stunden – eine wohltuende Erholungsphase, in der sich unser Körper regenerieren kann.

Aber: Die gesunden Prozesse des Fastens werden unterbrochen, sobald Sie wieder etwas essen. Trinken Sie während des Fastenintervalls dafür viel Wasser und ungesüßten Tee. Morgens ist auch eine Tasse schwarzer Kaffee erlaubt, um in die Gänge zu kommen.

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