Ernährung

Superfood oder Gift: Kokosöl auf dem Prüfstand

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Dunja Rieber

Kokosöl gilt als Superfood und soll besonders gesund sein. Doch nun warnt eine Professorin davor und verteufelt Kokosöl als Gift. Angeblich wäre es schlimmer als Schweineschmalz. Was steckt dahinter? 

  • Kokosöl wird als besonders gesund angepriesen, sogar beim Abnehmen soll es helfen – belegt ist das jedoch nicht.
  • Offizielle Stellen empfehlen nicht zu viele gesättigte Fette zu essen – doch genau davon stecken besonders viele im Öl der Kokosnuss. Trotzdem ist es in Maßen verzehrt nicht giftig.
  • Aufgrund seiner Zusammensetzung lässt sich Kokosöl im Gegensatz zu vielen anderen Ölen hoch erhitzen, z. B. zum Braten, und ist in der Küche ein leckerer Aromageber.

Kokosöl soll vor vielen Krankheiten schützen, die Haut pflegen, beim Ölziehen Giftstoffe aus dem Körper binden und ganz nebenbei ist es auch noch zum Kochen und Backen geeignet. Kaum jemand, der es noch nicht probiert hat und kaum ein Supermarkt oder Discounter, der es nicht im Sortiment hat.

Mitten in diesen Hype warnte vor kurzem die Freiburger Professorin Karin Michels vor genau diesem Kokosöl. Die Direktorin des Instituts für Tumorepidemiologie bezeichnet es sogar als „reines Gift“. In einem fast einstündigen Video erklärt sie: „Kokosöl ist schlimmer als Schweineschmalz“. Aber wie kommt sie zu dieser Erkenntnis? Und ist womöglich sogar etwas Wahres dran?

Schlimmer als Schweineschmalz?

Pflanzliche Fette, also auch Kokosöl, gelten eigentlich als gesunde Alternative zu tierischen Fetten mit ihrem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Im Gegensatz dazu stecken in pflanzlichen Lebensmitteln und Pflanzenölen vor allem gesunde, ungesättigte Fettsäuren.

Doch es gibt zwei Ausnahmen: Kokosöl und Palmöl. Kokosöl enthält etwa 90 Prozent gesättigte Fettsäuren. Also genau jene Fette, die laut offiziellen Stellen wie z. B. der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gemieden werden sollen. Damit enthält es tatsächlich doppelt so viele gesättigte Fettsäuren wie Schweineschmalz und sogar 15mal so viele wie Rapsöl.

Ja, Kokosöl enthält viele gesättigte Fettsäuren, aber…

Gesättigte Fettsäuren aus Speck, Rippchen und Butterschmalz können das Cholesterin in unserem Blut ansteigen lassen und stehen daher in Verdacht Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu begünstigen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Die Diskussion um gesättigte Fette ist neu entbrannt, nachdem aktuelle Studien nun offenbar doch kein erhöhtes Risiko feststellen konnten. Fest steht: Vor allem ein hoher Fleischkonsum geht mit einem erhöhten Krankheitsrisiko einher. Gerade Schweinefleisch und -schmalz enthalten viel entzündungsfördernde Arachidonsäure und diese erhöht das schädliche LDL-Cholesterin im Blut. Die im Kokosöl enthaltene gesättigte Fettsäuren (z. B. Laurinsäure) sollen dagegen auch das gefäßschützende, gute HDL-Cholesterin steigern. Außerdem sollten wir nicht vergessen: Fett ist nicht per se ungesund – z. B. unsere Zellmembranen benötigen einen gewissen Anteil an Fett um flexibel und elastisch zu bleiben.

Kokosöl und Kokosfett – was ist der Unterschied?

Zwar haben beide Lebensmittel als Ausgangsprodukt die Kokosnuss, doch handelt es sich um völlig unterschiedliche Herstellungsprozesse. Natives Kokosöl wird aus dem zerkleinerten Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen.

„Nativ“ steht für beste Qualität und bedeutet, dass es sich um ein naturbelassenes, kaltgepresstes Kokosnussöl handelt. Gesunde Inhaltsstoffe wie Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe bleiben weitestgehend erhalten.

Das native Kokosöl ist daher gesünder als das preiswerte, feste Kokosfett in Plattenform. Dieses Kokosfett wird häufig zum Kochen verwendet, etwa zum Frittieren. Kokosfett ist stark verarbeitet und gehärtet, Nährstoffe enthält es so gut wie keine mehr. Die Behauptung, dass das native Öl nicht zum Braten geeignet sei, stimmt nicht. Auch kaltgepresstes Kokosnussöl ist hoch erhitzbar und zum Braten und Backen gut geeignet.

Kokosöl – ein Abnehmhelfer?

Das Fett der Kokosnuss soll schlank machen. Denn Kokosöl enthält auch sogenannte mittelkettige Fettsäuren, vor allem Laurinsäure. Diese mittelkettigen Fettsäuren sollen vom Körper anders verstoffwechselt werden und daher schneller verbrannt werden, doch dafür gibt es keine Belege.

Gut oder schlecht? Die Wahrheit liegt in der Mitte

Mit einfachem Schwarz-Weiß-Denken kommt man selten weiter, so auch in der Ernährungswissenschaft. Gerade wegen seiner gesättigten Fettsäuren ist Kokosöl besonders hitzestabil und optimal zum Backen und Kochen geeignet. Der uneingeschränkte Heilsbringer, der ausschließlich positive Eigenschaften in sich vereint, ist Kokosöl jedoch auch nicht.

Zu einer gesunden Ernährung gehört immer ein möglichst abwechslungsreicher Speiseplan mit ausgewogenen Lebensmitteln. Wechseln Sie daher am besten auch bei Fetten öfter die Sorten ab, damit Sie in den Genuss möglichst vieler gesunder Pflanzenöle kommen. Sie wissen nicht, welches Öl sich für welchen Anlass eignet? Hier haben wir für Sie zusammengefasst, welche Öle und Fette Sie besser kalt genießen sollten und welche Sorten speziell für die warme Küche zum Braten und Erhitzen zu empfehlen sind. Unser Tipp: Wenn Sie Kokosöl verwenden, benutzen Sie ein natives Bio-Kokosöl anstelle von minderwertigem Kokosfett.

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