Gesundheit

Faszien – wie Sie in nur wenigen Minuten täglich beweglicher und fitter werden

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Cora Högl

Vor nicht allzu langer Zeit wurden Faszien in der Medizin noch als einfache Muskelhäute angesehen. Mittlerweile fanden Forscher aber heraus, dass das Fasziensystem sehr wohl eine entscheidende Rolle in unserem Körper spielt. 

Faszien sind bei jeder kleinsten Bewegung beteiligt. Sie sind u. a. für unsere Leistungsfähigkeit verantwortlich und können bei Fehlfunktion Einschränkungen, Schmerzen und Beschwerden im ganzen Körper auslösen.

Fallen oder nicht Fallen – auch eine Frage der Faszien

Das aus Einzelfasern und Flüssigkeit bestehende Fasziennetzwerk, hat eine wichtige Stützfunktion für unseren Körper. Doch wie soll uns ein mit Flüssigkeit gefülltes System sicher stützen? Am besten stellen Sie sich einen Schwamm vor, der im trockenen Zustand eher steif und spröde ist. Im feuchten Zustand allerdings ist er biegsam, strapazierfähig und passt sich flexibel an. Unser Bindegewebe funktioniert ganz ähnlich: Ist es mit ausreichend Flüssigkeit versorgt (hydriert), hat es eine hohe Elastizität und Anpassungsfähigkeit. Es verändert seine Gestalt, bildet Puffer in den Gelenken, zwischen Organen und dient als Gleitfläche zwischen den Muskeln und Nerven.

Außerdem enthalten Faszien auch einen sehr hohen Anteil an hochsensiblen Sinneszellen, den Propriozeptoren. Sie geben dem Gehirn Informationen über die Position bzw. den Aktivitätszustand der Gelenke, Muskeln und Sehnen weiter. Diese kleinen Supercomputer ermöglichen unserem Fasziensystem eine extrem schnelle Reaktion auf Lageveränderungen sämtlicher Körperteile. Das ist zum Beispiel entscheidend, um beim Stolpern oder Fallen schnell zu reagieren, aber auch bei besonders effizienten und koordinierten Bewegungsabläufen in der Arbeit, im Alltag oder beim Sport.

Welche Risiken birgt eine Fehlfunktion unseres Fasziensystems?

Wie bereits beschrieben, benötigen unsere Faszien genügend Flüssigkeit um zu funktionieren. Genügend zu trinken ist zwar sehr wichtig, reicht aber allein nicht aus. Denn sind die Faszien erst einmal ausgetrocknet, tun sie sich schwer damit, wieder ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Vor allem durch lange, einseitige Belastungen, wie zum Beispiel Sitzen, Stehen und sich ständig wiederholende Bewegungen, schwindet die so wichtige Flüssigkeit aus den Faszien.

Aber auch psychischer Stress, Operationen, Schonhaltungen und Bewegungsmangel führen zur Verkürzung und Verhärtung des Fasziensystems. Die Folgen daraus sind Veränderungen des Gewebes, die zu Einschränkungen, Beschwerden und Schmerzen im ganzen Körper führen können!

FehlfunktionAuswirkungen
Verspannung der FaszienDas Fasziensystem wird starr und verliert an Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit
Verlust der GleitfähigkeitVerklebungen bilden sich. Dies führt zu Verschlechterung der Beweglichkeit; Man fühlt sich „verkürzt“
Minderung der GelenkpufferDer kleinere Puffer führt zu erhöhter Abnutzung und Verschleiß der Gelenke und Knorpel
Verschlechterung der ElastizitätDie Aufgabe als Energiespeicher kann nicht mehr optimal erfüllt werden. Daraus folgt eine geringere Krafterzeugung;
Verlust der StützfunktionDie Muskulatur muss eine zusätzliche Aufgabe (Stützfunktion) übernehmen, wodurch sie sich auf Dauer verspannt
Einschränkung der Nervenenden des vegetativen NervensystemsNegative Auswirkungen auf die Atmung, Verdauung, vereinzelte Organe und Teile der Augenmuskulatur
Verminderte SinnesempfindungDer Gleichgewichtssinn wird gestört. Das Risiko zu stolpern oder fallen steigt. Die Fähigkeit, Bewegungen optimal durchzuführen verschlechtert sich. Ausweichbewegungen und falsche Bewegungsmuster sind die Folge
Verlust der WasserspeicherfunktionDies hat negative Auswirkungen auf das Immunsystem

Was kann ich tun, um meine Faszien geschmeidig zu halten?

Die immer mehr an Popularität gewinnende Hartschaumrolle ist ein kleines, unspektakulär wirkendes Trainingsgerät. Mit dieser Rolle und bestimmten Techniken wird das Fasziengewebe bearbeitet bzw. massiert. Im Profisport werden diese Hartschaumrollen schon seit längerer Zeit mit Erfolg angewendet.

Die Selbstmassage mit Hilfe der Rolle glättet das Fasziengewebe und bringt es in seine ursprüngliche, netzartige Form zurück. Auch sogenannte Triggerpunkte (Schmerzpunkte) können gelöst werden. Den Effekt kann mit dem einer manuellen Therapie beim Physiotherapeuten vergleichen. Allerdings muss auch festgehalten werden, dass die Selbsttherapie keinesfalls einen Therapeuten ersetzen kann. Dieser arbeitet mit seinem anatomischen Fachwissen und seinem Tastsinn wesentlich genauer, als es mit der Rolle möglich ist.

Trotzdem kann die Selbstmassage nach ausführlicher Einführung ein wichtiger Stützpfeiler der Therapie sein. Täglich zehn Minuten sind schon ausreichend, um schnelle Verbesserungen in Beweglichkeit und Wohlbefinden festzustellen. Speziell am Oberkörper bietet sich übrigens auch ein einfacher Tennisball als „Trainingsgerät“ an. Anfangs kann die Anwendung je nach Körperteil unangenehm bis schmerzhaft sein. Dies liegt an bereits vorhandenen Verklebungen, die die Funktion des Bindegewebes einschränken. Wichtig: Trinken Sie vor und nach der Selbstmassage mit der Rolle je ein Glas Wasser, damit das Fasziengewebe genügend Flüssigkeit zum Aufnehmen hat!

Diese beiden Übungen können Sie mit einem normalen Tennisball ausführen:

  • Massage des oberen Rückens:

Stellen Sie sich mit dem Rücken zur Wand und platzieren Sie den Tennisball zwischen dem linken Schulterblatt und der Wirbelsäule. Nun lehnen Sie sich gegen die Wand, so dass der Tennisball den Kontaktpunkt zwischen Ihnen und der Wand bildet. Anschließend bewegen Sie sich auf und ab. Sie massieren sich selbst! Achten Sie bitte darauf nicht direkt auf der Wirbelsäule oder anderen Knochen zu rollen. Die Massage hat hier keinen Effekt!

  • Massage des Fußgewölbes:

Stellen Sie sich ohne Schuhe mit einem Fuß auf den Tennisball. Dieser sollte relativ mittig unter Ihrem Fuß platziert sein. Bei Bedarf halten Sie sich an einer Wand oder ähnlichem zur Stabilisierung fest. Nun rollen Sie langsam mit Ihrem Fuß auf dem Tennisball auf und ab. Den Druck sollten Sie je nach Empfinden selbst steuern. Ein unangenehmes Gefühl oder Schmerz ist dabei völlig in Ordnung – er wird bei regelmäßiger Übung immer schwächer. Und: Seitenwechsel nicht vergessen!Bearbeiten Sie jede Stelle einmal täglich für ca. 30 Sekunden.